Unser Ofenwart
Hinter zwei roten Öfen, welche den großen, gefliesten Raum ausfüllen, befindet sich ein kleiner abgetrennter Raum. Durch die Glastüre hindurch sieht man drei Monitore, auf welchen das Programm der Öfen zu sehen ist. Von Temperatur, über Laufzeit, bis hin zu den aktuellen Feinstaubwerten – befinden sich alle Informationen kompakt zusammengefasst auf den Bildschirmen. Herr über die zwei Öfen und aktuell hinter den Kontrollbildschirmen – Josef Stoiser.
Josef ist seit 39 Jahren bei der Bestattung Graz. Er hat mit gerade einmal 21 Jahren, wie all seine Kollegen, im Außendienst angefangen. Im Jahr 1991 wechselte der gelernte Gas-Wasser-Heizung-Lüftungsbauer dann in die Feuerhalle. Seitdem ist er Kremationstechniker der Bestattung Graz. Gerade die abwechslungsreichen Aufgaben haben Josef über die Jahre motiviert in diesem Bereich zu arbeiten. Der Einstieg in das Unternehmen war für Josef nicht schwierig, da ein Verwandter bereits bei der Bestattung Graz war und damit die Berührungsängste in einer Bestattung zu arbeiten, bei ihm nicht vorhanden waren. Somit wurde auch schon damals der Beruf von Josef akzeptiert und respektiert. „Man muss schon seine Arbeit von seinem Privatleben trennen, ansonsten wäre das eine sehr große seelische Belastung. Das konnte ich schon immer und es half mir auch über die Jahre hinweg bei meinem Beruf.“
Während eines Arbeitstages äschert Josef neun Verstorbene ein. Er wechselt sich dabei mit seinen Kollegen ab, was bedeutet, dass pro Tag 18 Verstorbene in der Feuerhalle der Bestattung Graz eingeäschert werden können. Das bedeutet, dass auch bei Vollauslatungs des Krematoriums, die Urnen ihrer geliebten Menschen den Hinterbliebenen schon nach 3 Tagen übergeben werden können, dies setzt jedoch voraus, dass beide Öfen auch reibungslos funktionieren. Josef kennt die Anlage nach den vielen Jahren im Unternehmen in und auswendig. So kann er selbst kleinere Reparaturen vornehmen, sollte einmal etwas nicht ganz reibungslos ablaufen. Dadurch wird auch gewährleistet, dass die Bestattung Graz jederzeit alle gewünschten Termine von Beisetzungen einhalten kann. Auch am Wochenende arbeitet Josef in manchen Fällen: „Heuer musste ich über die Weihnachtstage einige Tage arbeiten, damit wir alles rechtzeitig erledigen konnten.“ Die Anlage ist sehr teuer, denn sie muss zuverlässig und jederzeit funktionieren. „Über eine Million Euro kosten die Öfen,“ erzählt Josef. Hinzu kommt außerdem die regelmäßige Wartung, sowie wiederkehrende Arbeiten. So muss der Ofen in einem gewissen Zyklus innen komplett neu aufgemauert werden.
Josef steht auf und begibt sich vor die Öfen. Er kontrolliert noch einmal alle Formulare, dann beginnt er mit dem Einschub des Holzsarges. „Im Gegensatz zum Gasofen brauchen wir hier eine fixe Einschubtemperatur, damit der Holzsarg Feuer fängt,“ erzählt er. Im weiteren Verlauf senkt die Anlage den Sarg auf die richtige Höhe ab und Josef kann diesen in den Ofen schieben. Zurück im Kontrollraum beobachtet er die Monitore genau, damit die Kremation auch richtig abläuft. „Im Grunde ist alles automatisch, ich gebe am Anfang das Körpergewicht ein und der Rest läuft über die Automatik. Trotzdem ist es wichtig, dass ich alles überwache, um im Ausnahmefall eingreifen zu können.“ Die Kremation dauert nun knapp eine Stunde und zwanzig Minuten.
Außer den ausgebrannten Knochen und dem Scharnier des Sarges bleibt nach dieser Zeit nichts mehr vom Verstorbenen übrig. Sorgsam kommen die Überreste aus dem Ofen und auf einen gesonderten Tisch. Hier muss Josef etwaige Implantate, oder Prothesen entfernen, da diese nicht verbrennen und im nächsten Schritt die Mühle beschädigen würden. Rein von fremden Materialen kommen die Überreste dann in die Mühle und anschließend in die schon bereitstehende Urne. Der Schamottestein, welcher während des ganzen Prozesses im Sarg und auch während der Kremation mit im Ofen war, wird direkt in die Urne gelegt. So kann es zu keiner Verwechslung kommen. Dieser wird auch über die nächsten Jahrzehnte nicht verrotten und so ist es zu jeder Zeit möglich eine Urne zuzuordnen. Die Bestattung Graz führt gewissenhaft seit über 115 Jahren die Listen dazu. Denn auch die Archivierung gehört zu den gewissenhaft ausgeführten Arbeiten der Bestattung Graz.
Damit sind die körperlichen Überreste der verstorbenen Person in der Urne angelangt und Josef übergibt diese dann an seine Kollegen, welche die Zeremonie und Beisetzung organisieren. Für Josef Stoiser ist sein Beruf auch mehr als eine schlichte Arbeit, es ist für ihn über die Jahre zu einer Berufung geworden. Er kennt alle Besonderheiten und Herausforderungen der Anlage und betreut diese, wie seine Kollegen auch mit größter Sorgfalt und größten Respekt für die Verstorbenen. Auch die Einschulung der jungen Kollegen übernimmt er gerne, denn ihm ist wichtig, dass es immer Personen gibt, die seine Aufgaben gewissenhaft übernehmen können, sollte er einmal urlaubs- oder krankheitsbedingt ausfallen.