Unser Graveur

Eine kleine, runde Metallplatte wird vorsichtig in die Maschine eingespannt. Am Bildschirm, steht ein Name. Nach dem Druck auf den Kopf auf der Oberseite der Maschine beginnt sich diese zu bewegen. Langsam wird der Name auf der Metallplatte erkennbar, er wird durch den Diamantkopf in das Material eingraviert. Nach wenigen Minuten ist die Platte fertig.
Diese Gravur wird keinen Pokal schmücken, keine Medaille zieren und auch kein Namensschild werden. Nein, es ist der allerletzte Hinweis auf einen lieben Menschen, denn diese Gravur wird sich bald am Deckel der Urne eines kürzlich Verstorbenen befinden.

Wippel Christian ist Herr dieser Maschine. Der gelernte Graveur ist bereits seit über 30 Jahren bei der Bestattung Graz. Er ist im Alter von 21 Jahren zum Unternehmen gekommen und bis heute geblieben. Vieles hat Christian in dieser Zeit erlebt, jedoch begleitet ihn eine Sache schon sein ganzes Leben: Seine Hingabe zum Handwerk. „In der Schule war ich nie wirklich gut, aber alles Handwerkliche hat mich schon von klein auf sehr interessiert“, erzählt er. Nach abgeschlossenem Polytechnikum schnupperte er in einem Grazer Metallunternehmen und wurde anschließend in den Betrieb aufgenommen. „Ich lernte die Welt der Graveure kennen und war sehr schnell begeistert.“
Bei der Bestattung arbeitete Christian, wie alle seine Kollegen, in den unterschiedlichsten Bereichen. Über 20 Jahre im Abholdienst, im Grabdienst und einige Zeit davon sogar in der Feuerhalle. Wenn er nun auf diese Jahre zurückblickt, sieht Christian seine Erfahrungen als Abenteuer. Gerade am Anfang seiner Karriere (Berufslaufbahn bei der Bestattung) erlebte er täglich neue Dinge, was ihn in seiner grundlegenden Lebenseinstellung prägte. „Man lernt, jeden Moment zu leben und jede Gelegenheit, die man bekommt, zu schätzen.“ Während der Zeit im Außendienst war es für Christian immer wichtig das Handwerk als Hobby beizubehalten. So fertigte er stets in seiner Freizeit Werkstücke an, oder widmete sich seinem großen Hobby – den Motorrädern. Als sein Vorgänger dann in den wohlverdienten Ruhestand ging, rückte Christian nach und wurde Graveur der Bestattung Graz. „Es war natürlich immer mein Wunsch, zu einem Zeitpunkt in meinem Leben, wieder meinem erlernten Handwerk nachzugehen.“
Zu Christians Ausrüstung zählen zwei Graviermaschinen, welche er für unterschiedlichste Werkstücke benutzt. Außerdem hat er seit einem Jahr eine Thermopresse, mit welcher personalisierte Schilder gedruckt werden können. „Die Schilder werden immer beliebter, durch die Fotos ergeben sich einfach ganz neue, persönliche Möglichkeiten.“ Hauptsächlich graviert Christian Urnen, Urnendeckel, Täfelchen für Holzkreuze und ähnliches. In den letzten Jahren kam immer mehr digitale Technik hinzu, wie die durch Hitze gedruckten Tafeln, welche er zuerst am Computer designt. „Man kann sich das wie ein Bildbearbeitungsprogramm vorstellen. Die Möglichkeiten sind sehr vielfältig, was einen großen Spielraum für Personalisierung zulässt.“ Der Beruf des Graveurs wird immer digitaler, aber das ist keine neue Welt für Christian. Bereits in der Lehre musste er mit den ersten CNC-Fräsen umgehen, weshalb er auch für die neuen Aufgabenbereiche am Computer bestens ausgebildet ist. Auch in der aktuellen Zeit ist Christian, wie all seine KollegInnen, täglich im Einsatz, um Hinterbliebene zu betreuen und den Abschied so einfach und schön wie möglich zu gestalten. Sei es eine spezielle Gravur auf der Urne, oder eine personalisierte Tafel mit einem Lieblingsfoto des Verstorbenen. Eine der Maschinen ist bereits über 20 Jahre alt, funktioniert jedoch wie am ersten Tag. „Ich hoffe, dass die Maschine mich überlebt“, schmunzelt Christian. Durch die zwei Maschinen ist er unabhängig und kann zeitgleich mehrere Aufträge abarbeiten. Dadurch sind alle Abläufe leichter und es kommt zu keinem Stillstand, sollte eine Maschine einen technischen Defekt aufweisen und ausfallen.

Durch seinen Vater, welcher ebenfalls bei der Bestattung Graz arbeitete, war die Thematik für Christian immer ganz alltäglich. So gab es nie negative Kommentare, oder ähnliches, „lediglich meine Freunde scherzten, dass ich auch – wie mein Vater – bei der Bestattung Graz arbeitete.“ Für Christian ist es auch wichtig, dass der Beruf des Bestatters kein Tabuthema bleibt und die Gesellschaft damit offen umgeht. Gerade in schwierigen Situationen sind Christian und seine KollegInnen sehr gefordert, um mit Kompetenz und Erfahrung den Hinterbliebenen zu helfen.
„Ich habe den größten Respekt vor den Kollegen im Abholdienst im Moment. Leider werden sie manchmal in der öffentlichen Diskussion vergessen, aber sie leisten wie immer, tagtäglich unglaublich Wichtiges in ihrem Beruf,“ erzählt Christian abschließend.
Vertrauen und Kompetenz, verbunden mit Erfahrungen aus den letzten – bald 120 Jahren – das zeichnet die Bestattung Graz aus. Diese Kompetenzen helfen um in vollem Ausmaß für alle da zu sein, auch in schwierigen Zeiten.